In jahrelanger Erfahrung, im Segelflug nun fast ein Jahrhundert seit den ersten Hüpfern mutiger Pioniere, haben sich bewährte Verfahren herausgebildet, die den größten Risiken im Segelflug entgegen wirken sollen. Diese werden nicht nur von Fluglehrern an Flugschüler weitergegeben, sondern in Form von Vorschriften und vereinsinternen Regeln auch vorgeschrieben und deren Verletzung bestraft.
Diese Art der Flugsicherheit nennen wir statische Flugsicherheit oder auch reaktive Flugsicherheit. ‹Reaktiv›, weil die Regeln und Vorschriften meist als Reaktion auf einen Unfall hervor gingen.
Wirkt diese statische Methode? – Ja!
Dank der Überarbeitung von Verfahren und Vorschriften konnten die Unfallraten im Segelflug beispielsweise im Segelflug in der Schweiz von über 200 tödlichen Unfällen pro 1 Mio. Starts im Jahr 1980 auf 34 im Jahr 2000 gesenkt werden.
Doch inzwischen sind die großen Problme abgestellt, die Vorschriften ausgefeilt, Wetter ist seltenst ein Faktor, ebenso wie technische Mängel. Die Unfälle sind vielmehr fast alle auf den menschlichen Faktor, neudeutsch Human Factors, zurückzuführen. Dazu kommen Umstände im ‹System Segelflug›, die bei der Untersuchung von Unfällen im Flugsport praktisch nie untersucht werden: Ausbildung, Organisation, Vereinsstruktur und -führung.
Deshalb stagniert die Unfallrate seit 15 bis 20 Jahren auf einem inakzeptabel hohen Niveau.
Der Blick über den Tellerrand
Vor diesem Problem auf hohem Niveau stagnierender Unfallzahlen standen schon andere: Die kommerzielle Luftfahrt stand Ende der 1980er Jahre vor dem Problem, dass sich auch hier die Unfallraten stabiliserten, anstatt wie zuvor weiter zu sinken. Das Sicherheitsniveau der späten 1980er Jahre von 1 Absturz pro 1 Mio. Starts würde beim heutigen Weltluftverkehr zu einem Flugzeugabsturz alle zwei Wochen führen.
Es war den Airlines klar, dass bei wachsenden Verkehrsaufkommen etwas geschehen musste. Die Technik war hinreichend zuverlässig, so dass man sich jetzt dem menschlichen Faktor zuwandte, indem man auf dynamische Flugsicherheit setzte.
Diesen Ansatz der dynamischen Flugsicherheit können wir auch im Segelflug verfolgen und damit unser Sicherheitsniveau verbessern – konkret: Unfälle und damit den Verlust von Vereinskameraden vermeiden.